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Wie der Einsatzleiter vom Dienst bei der Feuerwehr die Chaos-Phase reduziert

Sie sind fast immer die Ersten am Einsatzort, egal ob bei einem Unfall oder einem Brand: die Einsatzleiter vom Dienst (EvD) der Riedlinger Feuerwehr. Rund um die Uhr ist der jeweilige eingeteilte Einsatzleiter in Bereitschaft, um mit dem Kommandowagen direkt loszufahren. Seit zwölf Jahren hat die Riedlinger Wehr diesen Kommandowagen und seit zehn Jahren gibt es feste Dienstpläne, wer denn die Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft übernimmt. Das hat sich bewährt, ist Riedlingens Stadtbrandmeister Stefan Kuc überzeugt.

Regelmäßig als Einsatzleiter vom Dienst in Alarmbereitschaft: (von links) Thomas Steinhardt, Stefan Lorencic, Ingo Redolf, Stefan Kuc, Markus Steinhardt und Jochen Weber. Nicht auf dem Bild sind Christopher Brace und Jochen Haid. (Foto: Thomas Warnack)

Bei jedem Einsatz gebe es eine Chaos-Phase, erzählt Stefan Kuc: Die ersten Minuten bis die Lage sondiert, die Situation gesichtet ist und die Entscheidungen zum Einsatz getroffen werden können.
Der Druck ist in diesen Minuten groß, denn im Zweifel wartet der ganze Tross der Feuerwehr darauf, loslegen zu können. „Durch den Zeitvorteil durch das System des Einsatzleiters vom Dienst können wir es erreichen, diese Phase deutlich abzuschwächen“, erzählt Stefan Kuc.

Der jeweilige EvD hat den Kommandowagen ständig bei sich und im Wagen ist auch seine Schutzausrüstung deponiert. Das heißt: Bei einer Alarmierung kann er sogleich zum Auto, sich umziehen und von dort auf dem direkten Weg zum Einsatz fahren – ohne Umweg ins Feuerwehrgerätehaus.
Normalerweise ist er in weniger als zwei Minuten nach der Alarmierung bereits auf der Strecke und im Schnitt drei Minuten vor dem nächsten Fahrzeug am Einsatzort – die entscheidenden Minuten, um sich ein Bild zu machen und die nachfolgenden Fahrzeuge schon richtig einzuweisen.

Die Hauptlast des EvD-Diensts trägt Stefan Kuc. Üblicherweise ist er von Sonntagabend bis zum Freitag 18 Uhr der EvD. Am Freitagabend übernimmt einer der anderen Zugführer, die sich zu diesem Dienst bereit erklärt haben, den Kommandowagen und auch die entsprechende Alarmierung. Derzeit beteiligen sich acht Feuerwehrmitglieder in Riedlingen am EvD-System. Mindestvoraussetzung für die Teilnahme ist die Qualifikation des Zugführers.

Der EvD soll ja auch am Einsatzort die technische Einsatzleitung übernehmen. In ähnlicher Weise wird das System auch bei anderen Stützpunktwehren wie in Laupheim und Biberach angewandt.
Dass die Feuerwehrmänner diesen Dienst übernehmen ist keine Selbstverständlichkeit. Damit geht auch eine große Verantwortung einher, denn „in der schwierigen Erstphase“ eines Einsatzes ist der EvD komplett auf sich allein gestellt, so Kuc.

Dementsprechend hat er wichtige Unterlagen wie Alarm-, Einsatz- und Hydrantenpläne oder Kartenmaterial im Auto, auch Brechwerkzeug, Schaumlöschgerät und Notfalltasche sind im Auto verstaut.
Allein dieses Jahr war er bereits zwei Mal als erster bei zwei Reanimationen am Einsatzort. Aber auch zu Erkundungen wird in manchen Fällen zuerst der EvD alarmiert, der dann entscheiden muss, ob und wie viele weitere Kräfte notwendig sind.

Eine gesonderte Entschädigung der Stadt für diesen Bereitschaftsdienst erhalten die Feuerwehrmänner, die am EvD-System teilnehmen nicht. Dies ist etwa in Laupheim anders.

Auch die Nutzung des Kommandowagens ist „Fluch und Segen“ zugleich. Denn um erreichbar zu sein und sogleich ausrücken zu können, müssen die EvD das Feuerwehr-Fahrzeug ständig mit sich führen – auch zum Einkauf oder zum Bäcker. „Damit stehen wir in gewisser Weise auch unter Beobachtung“, erzählt Kuc. Aber daran haben sie sich inzwischen gewöhnt.

Aber auch die Stadt trägt ihren finanziellen Anteil am System durch den Kauf des Kommandowagens bei. 2018 wurde der erste Kommandowagen, de 2007 gebraucht gekauft wurde, durch einen neuen Ford Kuga ersetzt. Kostenpunkt: 45.000 Euro, wobei der Kreisfeuerlöschverband Biberach der Stadt einen Zuschuss für von 10.000 Euro gewährte.
 
Bericht: Bruno Jungwirth / Schwäbische Zeitung

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