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Proben und retten in Corona-Zeiten - So läuft die Arbeit der Feuerwehr ab

Eine Neuordnung der Führungsstrukturen wird derzeit bei der Feuerwehr in Riedlingen vollzogen. Ein erster Schritt dazu war der Wechsel des Kommandanten bei der Abteilung Stadt. Stefan Kuc, der fünf Jahre lang in Personalunion Abteilungskommandant und Stadtbrandmeister war, hat die Führung der Stadtabteilung an Jochen Weber übergeben. Als Stadtbrandmeister will sich Kuc aber zur Wiederwahl stellen. Das hätte eigentlich bereits bei der Gesamthauptversammlung aller sieben Feuerwehrabteilungen am 21. März geschehen sollen. Wegen der Corona-Pandemie war die Veranstaltung kurzfristig abgesagt worden. Wann diese Versammlung nachgeholt wird, ist derzeit noch offen. „Das ist uns noch zu heiß“, sagt Kuc. Mit allen 210 aktiven Feuerwehrangehörigen, der Jugendfeuerwehr und der Ehrenabteilung mit den altershalber ausgeschiedenen Mitgliedern komme man auf immerhin 300 Teilnehmer. Wenn ein Coronafall darunter sei, könne die gesamte Riedlinger Feuerwehr außer Gefecht gesetzt werden. Im Feuerwehrausschuss habe man sich deswegen entschieden, die Versammlung nicht vor September durchzuführen. Dann werde er sich bei der Wahl des Stadtbrandmeister auf jeden Fall wieder auftstellen lassen.

Aufwendige Ehrenämter bekleiden (von links) Stadtbrandmeister Stefan Kuc, Abteilungskommandant Jochen Weber und der stellvertretende Kommandant Thomas Steinhardt. (Foto: Berthold Rueß)

Der Wechsel sei ausdrücklicher Wunsch von Kuc gewesen und im Rahmen anstehender struktureller Änderungen in der Abteilung schon länger geplant, bestätigt Thomas Steinhardt, stellvertretender Kommandant in der Stadtabteilung. Die Anforderungen an die Feuerwehren seien in den letzten Jahren gestiegen. Viel Aufwand erfordere die Organisation von Aus- und Weiterbildungen, nennt Kuc ein Beispiel. Auch im Brandschutz sei die Feuerwehr immer mehr involviert. Die Koordination und Vorbereitung zahlreicher Sitzungen nehme ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Das „Hauptgeschäft“ sei da überschauberer: durchschnittlich 130 Einsätze pro Jahr mit rund 2700 Einsatzstunden im Jahr 2019. „Im Prinzip hat man jeden Tag etwas mit der Feuerwehr zu tun“, bestätigt Jochen Weber, Kucs Nachfolger als Abteilungskommandant Stadt.
 
Die bestehende Struktur ist prinzipiell nach den Vorgaben des Feuerwehrgesetzes 2015 in Riedlingen eingeführt worden: Aus den bislang weitgehend eigenständigen Feuerwehren wurden sieben Abteilungswehren der Gesamtfeuerwehr Riedlingen: Riedlingen Stadt, Daugendorf, Grüningen, Neufra, Pflummern, Zell-Bechingen und Zwiefaltendorf. Über der Unterstruktur mit ausschließlich ehrenamtlichen Angehörigen wurde die Funktion des Stadtbrandmeisters eingeführt, die Hauptversammlung des Gesamtwehr und einen Feuerwehrausschuss, in dem die einzelnen Abteilungen vertreten sind. Stefan Kuc, der damals schon fünf Jahre Abteilungskommandant der Stadtabteilung war, übernahm zusätzlich die ehrenamtliche Funktion des Stadtbrandmeisters. Hauptamtlich ist Kuc auch ganz im Thema – als Sachgebietsleiter für Feuerwehrwesen und Bevölkerungsschutz in der Stadtverwaltung. Dass der Stadtbrandmeister im Feuerwehrausschuss als Kommandant zusätzlich eine Abteilung vertritt, findet Kuc nicht gut: „Man kann nicht zwei Hüte aufhaben.“ Der Stadtbrandmeister ist werktags auch Einsatzleiter vom Dienst, weshalb er üblicherweise Feuerwehruniform trägt und mit dem Einsatzleiterfahrzeug unterwegs ist. An den Wochenenden, feiertags und in der Urlaubszeit übernimmt ein Feuerwehrmann aus der Abteilung Riedlingen diese Funktion: „Die Zugführer haben zur ihrer Qualifikation gelernt, einen Einsatz zu leiten.“ Die Stadtabteilung weiß Kuc in guten Händen: Sein Nachfolger Jochen Weber ist Berufsfeuerwehrmann in Stuttgart.
 
Die Vorgehensweise bei den Einsätzen habe sich durch die Pandemie schon geändert, stellt Kuc fest. Schutzmasken sind obligatorisch, und auch im Einsatzfall versuche man Abstand zu anderen zu halten: „Daran hat man sich gewöhnt.“ Nach dem Einsatz können Desinfektionstücher benutzt werden. Habe man es mit einem positiven Corona-Fall zu tun, stehen Schutzanzüge und Masken der Schutzstufe FFP2 zur Verfügung. Längere Zeit wurde der Übungsbetrieb bei den Feuerwehren zum Infektionsschutz komplett ausgesetzt. Mittlerweile dürfen wieder Proben mit maximal 20 Feuerwehrleuten stattfinden, weshalb man zu Kleingruppenschulungen übergegangen ist. Eine Gesamtprobe ist bei keiner der Abteilungen derzeit möglich, weil selbst die kleineren über 30 Mitglieder stark sind. Es sei tunlichst zu vermeiden, dass möglicherweise eine ganze Abteilung ausfalle, betont Kuc, der auch Mitglied im Corona-Krisenstab ist. Sollte eine Feuerwehr ausfallen, was im Landkreis bereits geschehen sei, übernehme eine der umliegenden Feuerwehren den Grundschutz. Schwierig werde es, wenn deshalb wichtiges Gerät wie die Drehleiter nicht innerhalb der Hilfsfrist zu Verfügung stünde. Noch bis zum 12. September gibt es bei den Jugendfeuerwehren überhaupt keinen Dienstbetrieb. Stefan Kuc und seine Kollegen hoffen, dass die jungen Leute trotzdem bei der Stange bleiben. Bislang gebe es noch keine Rückmeldungen oder gar Austritte. Der meiste Nachwuchs bei den Aktiven kommt mittlerweile aus den Jugendabteilungen, die für die Sicherung des Personalbestands unverzichtbar sind.

Bericht/Foto: Schwäbische Zeitung