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"Löschkübel-Aktion" der Abteilung Zell-Bechingen

Geheimaktion in Zell-Bechingen: Die Bewohner haben am Samstagmorgen eine Überraschung vor der Türe vorgefunden: Ein knallroter Plastikeimer mit dem Aufkleber „Haushaltslöschkübel“ versehen. Eine lustige Aktion mit ernstem Hintergrund. Mit dieser Aktion macht die Feuerwehr am Ort auf den Mitgliedermangel aufmerksam. Neue Mitglieder sind dringend gesucht. „Denn ansonsten sind wir bald nicht mehr einsatzfähig“, sagt der stellvertretende Kommandant Christian Jäggle.

Foto: Thomas Warnack

„Freiwillige Feuerwehr Zell-Bechingen in akutem Personal-Notstand“, heißt es auf einem Flyer, der sich in den Eimern befindet. Waren es 2002 noch 25 Kameraden, die sich in der Feuerwehr in diesem Riedlinger Teilort engagierten, sind es derzeit noch 14. Wenn die Tendenz weiter in diese Richtung geht, ist die Einsatzfähigkeit der Wehr schon in wenigen Jahren kaum mehr gewährleistet. „Wir müssen der Bevölkerung klar machen, dass es akut ist“, sagt Stadtbrandmeister Stefan Kuc.

Daher haben sich die Verantwortlichen in Zell-Bechingen Gedanken gemacht. Mit einer intensiven Werbe- und Aufklärungskampagne wollen sie auf die Problematik aufmerksam machen und um neue Mitglieder werben. Dazu wird auch am 8. April eine Informationsversammlung und ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Darauf wurde in drei Schritten hingewiesen. Zunächst fanden die Bürger in ihren Briefkästen nur einen Flyer: „Terminhinweis 8. April im Feuerwehrhaus Zell. Bitte Termin vormerken“. Sonst keine weitere Information. „Darüber haben die Leute schon geredet“, sagt Feuerwehrmann und Ortsvorsteher Matthias Rettich – eben weil sie nicht wussten, um was es geht. Ein zweiter Zettel folgte, mit dem Terminhinweis und einer Checkliste, in der das Thema schon mal angedeutet ist.

Und nun, an Samstag, folgte die dritte Stufe: Die Löschkübel-Aktion, mit der der Notstand und die Folgen für die Bürger ganz plakativ gemacht werden sollen: Keine Feuerwehr, heißt – keine Hilfe im Notfall. In einer geheimen Aktion, in die nur Kommandant Jochen Fisel, sein Stellvertreter Jäggle, der Stadtbrandmeister und der Ortsvorsteher eingeweiht waren, wurden die Eimer beklebt und in der Nacht auf Samstag vor die Häuser gestellt. Nicht mal die anderen Feuerwehrkameraden wussten davon.

Die Verantwortlichen wissen, dass es nicht einfach sein wird, neue Mitglieder zu finden. Denn der Teilort ist klein, viele Bürger sind schon in einem oder mehreren Vereinen und engagieren sich. Und doch hoffen sie auf einen Erfolg: Dass neue Mitglieder den Weg zu ihnen finden. Ob Männer oder Frauen, 18 oder 60 Jahre, alle sind willkommen. Oder dass ehemalige Mitglieder, die bereits eine Ausbildung haben, den Weg wieder in die Feuerwehr finden. Auch die Kinder und Jugendlichen will man für die Jugendfeuerwehr gewinnen. „Wir wollen Lust auf Feuerwehr machen“, sagt Kuc und der Zell-Bechinger Kommandant Jochen Fisel ergänzt: „Wir wollen Kameradschaft vorleben.“

Etwas Sorgen macht den vier Feuerwehrleuten das Datum: Denn die Aktion fällt auf einen 1. April – nicht dass die Leute das für einen Aprilscherz halten. Aber dafür ist es denn doch zu ernst.

Die Feuerwehr Zell-Bechingen lädt am 8. April zu einem Tag der offenen Tür ein. Der beginnt um 16 Uhr im Feuerwehrhaus Zell. An diesem Tag soll die Bevölkerung über die Feuerwehr informiert werden, es sind aber auch weitere Aktionen geplant. So soll es eine Drehleiter- und weitere Vorführungen geben und eine Spielstraße für Kinder und Jugendliche ist ebenfalls aufgebaut.
Bericht: Schwäbische Zeitung

Einlegeblatt Haushalts-Löschkübel ((463,4 KB))

Foto: Thomas Warnack