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Jahresrückblick 2022: Feuer, Gas und Unfälle – keine Unwettereinsätze

Gegenüber dem Vorjahr ist 2022 feuerwehrtechnisch ein durchschnittliches Jahr gewesen. 144 Mal musste die Riedlinger Feuerwehr ausrücken. Im Jahr davor waren es 222 Einsätze. Auffällig sei gewesen, das es keine gehäuften Unwettereinsätze gegeben habe, sagt Stadtbrandmeister Stefan Kuc. Trotzdem hatte die Feuerwehr mit 3677 Einsatzstunden alle Hände voll zu tun. Überwiegend waren es technische Einsätze mit Unfällen, Personenrettungen und Türöffnungen.

Gleich zum Jahresbeginn mussten die Feuerwehrmänner einen Großbrand in der direkten Nachbarschaft zum Feuerwehrgerätehaus bekämpfen. „Wir hatten wahrscheinlich die kürzeste Anfahrtszeit in der Geschichte der Feuerwehr“, sagt Kuc. Bei der Firma Weißgerber/Seidner Fahrzeugtechnik war am 17. Januar ein Brand in einer Halle ausgebrochen. Dicke Rauchschwaden zogen über die Stadt. Der Schaden lag in Millionenhöhe. Alle Riedlinger Feuerwehrabteilungen und die Bad Buchauer Wehr, der ABC-Zug der Feuerwehr Biberach sowie die Werksfeuerwehr von Boehringer Igelheim waren bei der Brandbekämpfung im Einsatz. Die Firma hatte sich dann für das schnelle Eingreifen bei allen Rettungskräften mit einem Helferfest bedankt. Das sei etwas Besonderes gewesen, sagt Kuc. Mit ihrer Drehleiter unterstützten die Riedlinger im März die Munderkinger Feuerwehrleute bei einem Großbrand in der Munderkinger Altstadt. Auch bei einem Gebäudebrand im Juni in Ertingen rückten die Riedlinger mit dem kompletten Löschzug und der Drehleiter an. In der Michel-Buck-Straße war in einer Scheune ein Dachstuhlbrand ausgebrochen, die Scheune brannte komplett nieder.
 
Bei etwa 20 Verkehrsunfällen in vergangenen Jahr war die Hilfe der Feuerwehr ebenfalls gefragt. Zu den Arbeiten der Wehr gehören dabei vielseitige Aufgaben – vom Beseitigen auslaufender Betriebsstoffe bis zur Bergung eingeklemmter Personen. Zu den sehr schweren Unfällen im vergangenen Jahr zählte unter anderem der Zusammenstoß eines Audis mit einem Langholztransporter im Juli auf der B312 zwischen Uttenweiler und Ahlen. Zugmaschine und Anhänger kippten um. Der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall leicht, der Audifahrer schwer verletzt. Der Schaden an den Fahrzeugen war mit 170.000 Euro beträchtlich. Die Straße war stundenlang voll gesperrt. Schwere Verletzungen erlitten auch die Fahrer zweier Fahrzeuge beim Verkehrsunfall auf der B 311 zwischen Unlingen und Datthausen im Oktober. Für die Feuerwehr war es ein erster Unfall mit einem Elektrofahrzeug, was von den Helfern besondere Aufmerksamkeit auf stromführende Kabel im E-Auto verlangte. Ebenfalls im Oktober musste die Feuerwehr einen 47-Jährigen mit schwerem Gerät aus dem Wrack seines Kleinlastwagens befreien. Der Mann war zwischen Riedlingen und Neufra nach einem Überholmanöver von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Durch den Aufprall wurde dieser entwurzelt. Der Fahrer wurde bei dem Unfall schwer verletzt und verstarb später.
Zu den eher ungewöhnlicheren Einsätzen zählte ein vermeintlicher Flugunfall bei Ittenhausen im Juli. Ein Großaufgebot an Rettungskräften war auf der Suche nach Verletzten und Opfern. Auslöser war ein Notsignal eines Flugobjektes in der Nähe von Ittenhausen gewesen, das nicht zuzuordnen war. Alarmiert wurden die Feuerwehr-Abteilungen Langenenslingen und Ittenhausen, sowie die Stützpunktfeuerwehr aus Riedlingen mit dem Hilfeleistungszug. Rund 90 Einsatzkräfte der Feuerwehr, DRK, ASB, Bundeswehr und Polizei waren im Einsatz. Nach dreieinhalb Stunden Suche konnte der Einsatz ergebnislos abgebrochen werden. Austretendes Gas in der Konrad-Manopp-Straße in Riedlingen rief ebenfalls eine große Rettungsmaschinerie auf den Plan. Bei Arbeiten auf einer Baustelle hatte ein Bagger eine Erdgasleitung beschädigt. Dadurch kam es zu einer massiven Gasausströmung. Unterstützt wurde die Riedlinger Wehr von der Werkfeuerwehr Boehringer und den Feuerwehren Biberach und Ertingen. „Das sind schon außergewöhnliche Einsätze, die es glücklicherweise nicht jeden Tag gibt“, sagt der Stadtbrandmeister.
Froh ist Kuc, dass Aus- und Fortbildungen und regelmäßige Proben wieder möglich sind. Anfangs Jahr habe man noch mit Masken und regelmäßigem Testen geprobt. Im späteren Frühjahr wurden die Maßnahmen dann gelockert. Corona habe aber nicht nur Negatives mit sich gebracht, sagt Kuc. Das Probensystem wurde während der Pandemie in Kleingruppen, vom 14-tägigen Turnus auf wöchentlich, geändert und beibehalten. Beschäftigt war die Wehr auch mit der Neuausrichtung des Kreisfeuerwehrlöschverbandes, der Neustrukturierung zwischen Stadt und Feuerwehr und dem Bevölkerungsschutz, der weiterhin ein Thema ist.
 
Von April bis September beschäftigte die Wehr einen ersten FSJ’ler, der den Führungsstab vor allem im administrativen Bereich unterstützt hat. Wer sich für ein freiwilliges soziales Jahr bei der Feuerwehr interessiere, könne sich gerne melden, wirbt Kuc für Unterstützung. An Beschaffungen stehen mittlere Löschfahrzeuge für Grüningen und Zell-Bechingen, ein weiterer Mannschaftstransportwagen und ein Werkstattwagen für Riedlingen aus, die noch nicht geliefert sind. Ausgetauscht wurden im vergangenen Jahr die Helme von 200 Feuerwehrleuten. „Bei der Schutzausrüstung sind wir auf dem neuesten Stand“, sagt Kuc. Die Feuerwehrleute absolvierten eine Großübung mit dem DRK und dem THW zusammen im Munitionsdepot. 80 Helfer waren daran beteiligt. Im Tunnel in Ertingen wurde eine nötige Sperrung wegen einer Wartung für eine Fortbildung genutzt. Und auch die Ausbildung der Jugendfeuerwehren Riedlingen, Grüningen und Pflummern ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.
 
Obwohl es mit 144 Einsätzen im Schnitt ein eher durchschnittliches Jahr für die Feuerwehr gewesen sei, stiegen die Einsätze an, sagt Kuc. Im Mittel lägen diese bei 130 bis 135 Einsätzen. Und im neuen Jahr ging es für die Feuerwehr gleich am 1. Januar weiter. Am frühen Neujahrstag mussten die Wehren aus Unlingen und Göffingen sowie die Stützpunktfeuerwehr Riedlingen zu einem schweren Verkehrsunfall mit drei verletzten Personen auf der B 312 in der Ortsdurchfahrt von Göffingen alarmiert. Es war ein Auto mit einem Rettungswagen zusammengestoßen. Drei Menschen wurden verletzt.

Zahlen und Fakten rund um die Feuerwehr:
ieben Abteilungen, drei Jugendgruppen, zwei Ehrenabteilungen: insgesamt 306 Feuerwehrangehörige; 216 Aktive (fünf Frauen), 53 Jugendfeuerwehr’ler (16 weiblich), 28 Ehrenabteilung, neun Fachberater
Fuhrpark: 17 Fahrzeuge, elf Anhänger144 Einsätze: (Daugendorf fünf, Grüningen fünf, Neufra 15, Pflummern sechs, Riedlingen 132, Zell-Bechingen vier, Zwiefaltendorf sieben), 3677 Einsatzstunden geleistet, 3694 Einsatzkilometer gefahren. 22 Menschen gerettet, drei Menschen verstorben. Sechs Tiere gerettet, ein Tier verstorben, 28 Überlandhilfeeinsätze (19,4 Prozent).

Bericht: Marion Buck / Schwäbische Zeitung