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Bedarfsplanung Brand- & Bevölkerungsschutz der Stadt Riedlingen

Feuerwehr braucht mehr Geld - Bedarfsplanung hat personelle, sächliche und bauliche Anforderungen ergeben. Aus Freiburg angereist war Ralf-Jörg Hohloch, um dem Riedlinger Gemeinderat an der Seite von Stadtbrandmeister Stefan Kuc die fortgeschriebene Bedarfsplanung „Brandschutz und Bevölkerungsschutz“ vorzutragen. Sie umfasst die Jahre bis 2029. 2016 noch hatte eine örtliche Gruppe das Papier ausgearbeitet. Der Neuausrichtung des Kreisfeuerlöschverbandes Biberach mit der Rückdelegierung an die Stützpunktfeuerwehren wegen bedurfte es eines Fachberaters, kommen doch auch organisatorische Änderungen auf die Stadt zu.

Neben Stadtbrandmeister Stefan Kuc (von links) trug Fachberater Ralf-Jörg Hohloch die Erfordernisse der Bedarfsplanung für den Brand- und Bevölkerungsschutz vor. (Foto: Waltraud Wolf)

Seit Mai 2021 fanden umfangreiche Datenerhebungen und viele Gespräche statt. Nach dem Okay des Feuerwehrausschusses und der Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller musste jetzt der Gemeinderat zustimmen. Denn: Was Hohloch an „Bedarf“ zusammengestellt hat, wird das Stadtsäckel belasten. So wird in der Vorlage ein jährlicher Unterhalts-Mehraufwand von 60 000 Euro angegeben. Rund 70 000 Euro sind es beim Personal. Bauliche Maßnahmen und Fahrzeugbeschaffungen - so sie erfolgen - schlagen laut Berechnungen mit 6,3 Millionen Euro zu Buche. Abzüglich erwarteter Fördermittel von 900 000 Euro verbleiben 5,4 Millionen.

Knapp 65 Quadratkilometer umfasst das Einsatzgebiet Riedlingen für die Feuerwehren in Riedlingen, Daugendorf, Grüningen, Neufra, Pflummern, Zell-Bechingen und Zwiefaltendorf. Die gute Nachricht: Bei Schadensfällen kann von allen die vorgegebene Zeit zwischen Alarm und Eintreffen zur Hilfe vor Ort eingehalten werden. Beim Ausbildungsstand der Wehren gab es ein „sehr gut“ von Hohloch für die Feuerwehrleute, verbunden mit dem Hinweis, dass er gepflegt werden muss. Als „erfreulich hoch“ bezeichnete er die Zahl der Mitglieder in der Jugendfeuerwehr, empfahl dennoch, Nachwuchs zu gewinnen, was auch durch eine gute Infrastruktur gelinge. Die - noch ausreichende -Tagesverfügbarkeit der Wehrleute müsse verbessert werden. Ausgebildet werden müssten Atemschutzgeräteträger. Zwischen 3072 und 4892 Stunden bei Einsätzen haben die Riedlinger Feuerwehrleute von 2018 bis 2021 ehrenamtlich geleistet.

An Fahrzeugen sieht Hohloch für Riedlingen einen Mannschaftstransport- und einen Werkstattwagen noch in diesem Jahr vor. 2023 einen Einsatzleitwagen 1, 2025 ein Motorboot, 2026 einen Rüstwagen und 2028 ein Löschgruppenfahrzeug 20. Pflummern soll 2023 ein Mittleres Löschfahrzeug erhalten, Zwiefaltendorf 2029. Hohlochs großes Anliegen war die Bereithaltung eines Ersatzfahrzeuges, falls irgendeines in den Teilorten ausfällt. Stationiert werden soll es in Neufra, wofür Ortsvorsteherin Erika Götz des wachsenden Gewerbegebietes, der Bundesstraße 311 und der 1100 Einwohner wegen plädierte. Gemeinderat Harald Reiner (Mut tut gut!) wollte, dass darauf verzichtet wird. Über seinen diesbezüglichen Antrag wurde später getrennt abgestimmt, jedoch mehrheitlich abgelehnt. Damit bleibt das - bereits vorhandene Mittlere Löschfahrzeug - der Feuerwehr erhalten.

Herausforderungen erkannte Hohloch für Riedlingen in der Aufbauorganisation, verbunden mit personellem und damit finanziellem Mehraufwand. So brachte er eine zweite Planstelle für einen „Feuerwehrtechnischen Beschäftigten“ in Ergänzung zum bereits vorhandenen Feuerwehrgerätewart ins Gespräch. Beides als Vollzeitstellen. Was die Leitung angeht, sollte geprüft werden, ob der Feuerwehrkommandant, der in Riedlingen zu 50 Prozent von seinem Arbeitgeber freigestellt ist, in Zukunft die Aufgaben des Brandschutzbeauftragten für die Stadt wahrnimmt. Kuc ist bei der Stadt Riedlingen beschäftigt. Ihn will Hohloch mit einer neu zu schaffenden 30-Prozent-Verwaltungsstelle entlastet sehen. Dass hierzu zum Beispiel Rückkehrerinnen aus der Elternzeit eingesetzt werden, forderte Joachim Reis (Bürgerliste) und stieß dabei auf offene Ohren bei der Verwaltung. Die Teilzeit-Verwaltungsstelle sei bereits im Stellenplan enthalten. Der Schuhe drücke im technischen Bereich, so Hauptamtsleiterin Eva-Maria Moser.

In Augenschein genommen hat Hohloch auch die Feuerwehrhäuser und für das Gebäude in Riedlingen festgestellt, dass sein Standort zwar ideal ist, ansonsten jedoch Handlungsbedarf besteht: Mangelnden Platzes wegen passten die funktionalen Abläufe nicht. Dies betreffe die Stellplätze, den Umkleidebereich, die Funktionsräume, den Schulungsbereich, Büros und Lagerflächen. In vier Bauabschnitten schlug er Verbesserungen vor, von dem Einzug einer Trockenwand, um die Umkleide von der Fahrzeughalle zu trennen, bis hin zu einem zweistöckigen Anbau an die jetzige Funkzentrale mit deren Ersatz, Führungs- und Besprechungsraum, Büros und einen Raum für Sondereinheiten. Begründet hat er dies für die Präsenz der Wehrleute während längerer Einsatzzeiten, wie bei Hochwasser oder Unwetter. In Richtung Kleingärten erweitert sieht er das Feuerwehrhaus mit einem Neubau für ein Logistiklager und Technik. Auch eine Wasch- und Reparaturbox sollen darin Platz finden. In einem „verbesserungswürdigen“ Zustand sei das Feuerwehrgerätehaus in Daugendorf, so Hohloch, derzeit gültiger Normen entspreche es „knapp“. Das Feuerwehrgebäude in Grüningen dagegen falle durch die vorgegebene DIN-Norm. An beiden Standorten brachte er Neubauten in die Überlegung.

Im Beschluss des Gemeinderates wurde festgehalten, dass die jeweiligen Maßnahmen vor ihrer Umsetzung auf Notwendigkeit und - auch finanzieller - Realisierbarkeit einzeln zu betrachten und zu entscheiden sind. Die personelle Weiterentwicklung habe sich an der „Umsetzung der Einzelmaßnahmen und erst nach grundsätzlicher Erfordernis“ zu orientieren. Sowohl im personellen, wie im sächlichen Bereich seien Synergieeffekte zu berücksichtigen.
Bericht: Schwäbische Zeitung / Waltraud Wolf