Hochwasserschutzübung in Riedlingen
Für den Beobachter von außen sieht es eher entspannt aus: Feuerwehrmänner, THW und DRK probten am Freitag gemeinsam den Aufbau der Hochwasserschutzmaßnahmen in Riedlingen. Was in der Übung noch so relaxt wirkt, kann im Ernstfall entscheidend sein: Denn für den Aufbau aller mobiler Hochwasserschutzsysteme benötigen die Rettungskräfte rund acht bis neun Stunden. Zeit, die im Notfall knapp sein könnte. Daher sollten die Handgriffe und Abläufe sitzen.
Für die mobilen Dammbalkensysteme beim Tuchplatz und etlichen weiteren Stellen der Stadt, sind die Wehren aus Grüningen und Pflummern verantwortlich. So auch am Freitag. Gegen 9 Uhr sind Holzbrücke und Tuchplatzzufahrt gesperrt. Rund 15 Feuerwehrmänner bringen Verschraubungen an, entfernen Dreck und Staub um die mobilen Metallelemente einzupassen. Das funktioniert reibungslos. Da und dort muss nochmals ein bisschen mit Körperkraft nachgeholfen werden. Doch bereits eine halbe Stunde später sind die Anlagen beim Brey’schen Kanal und vor dem Sportheim gestellt. Die Wände, die zwischen einem Meter und 1,5 Metern hoch sind, sollen diesen Bereich sichern. Zum letzten Mal fand eine entsprechende Hochwasserübung 2011 statt, erklärt Riedlingens Stadtbrandmeister Stefan Kuc. Nun wurde wieder eine anberaumt. Das habe vornehmlich zwei Gründe, wie auch Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft erklärt: Das Material wird wieder getestet, ob auch alles einsatzbereit ist, und die Rettungskräfte mit Dammbalken- und Schlauchsystem wieder vertraut gemacht. Neue Einsatzkräfte kamen dazu, die diese Systeme nicht kennen, so Schafft. Aber auch für den Bürgermeister, der seit 2014 im Amt ist, ist es der erste Blick auf den „aktiven Hochwasserschutz“. Die Riedlinger Feuerwehr ist für die mobilen Schlauchsysteme vom Brühlweg entlang der Donau bis zur Altstadt verantwortlich. Die schweren, dicken Plastikschläuche müssen an Ort und Stelle gehievt und dann zunächst mit Luft befüllt werden, um sie richtig in Doppelreihen zu platzieren. Hernach werden sie im Ernstfall mit Wasser gefüllt und so notwendig wird auf die beiden Schläuche ein weiterer drauf gepackt, um die ausreichende Höhe zu erreichen. In der Übung wird nun nur das Anfangsstück gelegt, so Kuc. Der Anfang sei das Schwierigste. Rund 15 Mann sind an dieser Stelle im Einsatz. Die Arbeit strengt an, bei den warmen Temperaturen rinnt der Schweiß. Gut, dass die DRK-Bereitschaft sich um die Verpflegung der Rettungskräfte kümmert. Dies sei auch ein Ziel der Übung, so Kuc: die Kommunikation zwischen den Einsatzgruppen zu verbessern. Die orangen Schlauchsysteme ziehen sich wie eine Schlange entlang der Donau bis zur Altstadt. Rund 250 Meter müssen so abgesichert werden. Auch auf der Mühlinsel sind welche im Einsatz, auf einer Strecke von 150 Metern. Doch hier ist die Situation schwieriger, denn der kleine Weg am Wasser entlang ist fast zu schmal für die Mobilteile. Es ist eine enge Geschichte für das Technische Hilfswerk (THW), das sich für die Aufstellung der mobil-Teile an dieser Stelle verantwortlich zeichnet. Das beweisen auch die Diskussionen vor Ort. THW-Kräfte, städtische Mitarbeiter und Feuerwehr besprechen, was noch verbessert werden müsste. Klar ist, dass das erste Stück beim Beginn der Schläuche noch mit Sandsäcken abgedichtet werden muss. An 33 Stellen in der Stadt müssen Durchlässe mit mobilen Elemente im Hochwasserfall dicht gemacht werden, sagt Kuc. Wenn die anstehenden Baumaßnahmen für den städtischen Hochwasserschutz auch abgeschlossen sind, sind es sogar noch einige mehr. Aber mit den mobilen Einsatzsystemen soll Riedlingen gewappnet sein – auch für ein 100-jährliches Hochwasser. Aber natürlich auch bei geringeren Hochwasserereignissen kommen die Mobilteile zum Einsatz. Ob sie eingesetzt werden, darüber entscheidet ein Krisenstab, dem der Bürgermeister vorsteht. Bereits um 10.30 Uhr ist das meiste der Übung geschafft, denn bei dieser Übung wird darauf verzichtet, die Schläuche auf der gesamten Länge aufzubauen. Stattdessen werden sie in einer Halle aufgepumpt und auf Dichtigkeit geprüft. Und wenn alles okay ist, auch wieder eingepackt. Entweder für den Ernstfall oder besser noch für die nächste Übung – dann in vier oder fünf Jahren wieder.
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(Bericht/Fotos: Schwäbische Zeitung)